Wer gewinnt die Fußball-EM? Die große diözesane Umfrage

Unsere diözesane Kirchenzeitung „Kirche bunt“ fragte im Vorfeld der am 14. Juni beginnenden Fußball-Europameisterschaft bei diözesanen Persönlichkeiten nach ihren Favoriten. Wichtig ist allen der Mehrwert: Die EM soll ein Fest der Freude und der schönen Begegnungen werden.
Gebürtiger polnischer Dechant wankt

Ein bisschen ins Schwitzen kommt wohl der Wieselburger Pfarrer Daniel Kostrzycki bei der Frage, wer beim wichtigen Vorrunden-Match Polen gegen Österreich gewinnt, wohl schon. Er „gesteht“, seinem Herkunftsland Polen die Daumen zu drücken, hofft aber auch auf ein Weiterkommen von Österreich. Als Favoriten sieht er Frankreich. Die EM bringe Menschen einander näher. Das Mitglied der österreichischen Priesterfußballnationalmannschaft hofft, dass mit der EM wieder ein Stück mehr Vorurteile und Rassismus abgebaut werden können, damit die Solidarität zwischen den Völkern wachsen kann.

Einen Deutschen zu fragen …

„Einen Deutschen zu fragen, wer die Fußball-EM gewinnt, ist überflüssig, mein Herz schlägt schwarz-rot-gold“ (Anmerk.: Die Farben von Deutschland), stellt der aus Deutschland stammende Pfarrer von Mauer bei Melk, P. Pius Nemes, klar. „Unsere Elf ist eine Turniermannschaft, die im Laufe des Wettbewerbs immer stärker werden wird und es bis ins Finale schafft. Der Sieger steht für mich jetzt schon fest!“, so der Fußball-affine Benediktiner, der sogar einen Bayern München-Fanclub für die Region Krems gegründet hat. Österreich stehe in seiner Gruppe mit Frankreich, Polen und Niederlande vor einer schwierigen Aufgabe. P. Pius: „Wir leben in einer Zeit, in der Kriegsgeschehen in Europa leider an der Tagesordnung steht. Fußball kann ein ganz starkes Zeichen für Fairness und friedliches Miteinander sein.“

Die Amstettner Franziskanerin Sr. Bonaventura Eder gilt als sportbegeistert. Vor allem Skirennen schaut sich die Ordensfrau gerne im Fernsehen an, aber auch für Fußball hat sie ein Faible. Sie tippt auf Deutschland als Europameister. Österreich traut sie zu, „weit zu kommen“.

Bischöfe hoffen auf Weiterkommen

Bischof Alois Schwarz verrät: „Wo es für mich möglich ist, werde ich mir die Spiele anschauen.“ Fußball habe ein „enormes Potenzial, Frieden und Völkerverständigung zu fördern und kann Brücken zwischen verschiedenen Kulturen und Nationen bauen“.

Der Sport biete Gelegenheit, die christlichen Werte von Respekt, Fairness und Nächstenliebe zu leben und zu zeigen. Freilich gelte es wachsam zu sein, dass der sportliche Wettbewerb nicht in Nationalismus und Rivalitäten umschlägt, die Trennungen statt Verbindungen schaffen. „Möge die EURO ein Fest des Friedens, der Freundschaft und der Fairness werden“, so der „Sport-Bischof“. Österreich komme hoffentlich ins Achtelfinale; die Niederlande hätten gute Chancen, zu gewinnen.

Auf den Einzug Österreichs ins Viertelfinale hofft Weihbischof Anton Leichtfried. Er werde sich so manches Spiel anschauen und sieht das Turnier positiv, weil es zu vielen Begegnungen von Menschen verschiedener Nationen kommen werde. Sie würden dabei das Gastgeberland Deutschland gut kennenlernen. Sein Tipp: Frankreich gewinnt, das Land spiele einen attraktiven Fußball.

Gemeinschaft zentral

Monika Liedler, Geistliche Assistentin der Kath. Frauenbewegung St. Pölten und Professorin für Sport und Religion, traut Italien zu, den Titel zu verteidigen. Sie tippt aber auf England, trotz vielfacher Elfmeter-Krimi-Traumata. Österreich habe eine schwere Gruppe erwischt, das Viertelfinale scheint ihr aber schaffbar. „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass die Teams zusammenhalten und einen guten Teamgeist haben. Gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten ist wichtig – für das Fußballspielen und auch für unser menschliches Zusammenleben.“

„Es gibt die großen Nationen, die alle gewinnen können“, meint der Amstettner Salesianer-Pater Bernhard Maier, der als Österreich-Seelsorger 16 Olympische Spiele und sieben „Paralympics“ der Behindertensportler begleitete, im Vorfeld der Fußball-EM in Deutschland. Am Beispiel Deutschland sehe man, wie schnell es gehen könne, die nächste Runde nicht zu erreichen. Einmal habe ein großer Außenseiter gewonnen: Griechenland. „Ich schätze, dass Deutschland gewinnt“, so P. Bernhard.

Österreich könnte Überraschungssieger werden, wenn die Fitness stimmt. Teamchef Ralf Rangnick habe ein gutes Team geformt. Bei aller Freude auf die EM dürfe nicht vergessen werden, dass vielerorts Kriege und Hunger herrschen. Ein Mehrwert wäre es, wenn die UEFA dagegen Zeichen setzen würde.

Landeshauptfrau Mikl-Leitner wünscht friedliche EM

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner legt sich nicht fest: „Wenn es ein erfolgreiches und sicheres Turnier wird, bei dem sowohl die Teams, der Veranstalter und vor allem die Fans voll auf ihre Kosten kommen, dann wird die EM zu einem Fest der Gemeinschaft und letztlich gewinnt der Fußball.“ Und weiter: „Wenn unser starkes Team diese Hammergruppe mit Frankreich, Holland und Polen überstehen kann, ist meiner Meinung nach, trotz der Ausfälle von David Alaba und Xaver Schlager, alles möglich. Ich drücke unseren Burschen fest die Daumen!“ Die Landeshauptfrau wünscht sich, dass ähnlich wie bei der WM 2006 wieder das Motto „Zu Gast bei Freunden“ gelebt werde und die Fans eine emotionale, schwungvolle und friedvolle Europameisterschaft erleben.

Laut Reinhard Länger, Präsident der Kath. Aktion St. Pölten, zeigen Sport-Großereignisse auf, dass zwar Fans ihre Favoriten unterstützen, aber dass die Freude über gute Leistungen, das Miteinander im Wettstreit, das Bekenntnis zum Fair-Play überwiegen und so Menschen unterschiedlichster Herkunft und sozialer Stellung gemeinsam ein Sportfest feiern. Er meint, dass Spanien gewinnt und Österreich ins Achtelfinale kommt.
Sehr optimistisch: Platz 3!

Optimismus bei der Diözesansportgemeinschaft

Vor Optimismus sprüht Sepp Eppensteiner, Vorsitzender der Diözesansportgemeinschaft St. Pölten, der Österreich zutraut, Platz 3 bei der EM zu holen. Frankreich werde wohl gewinnen. Gerade in dieser Zeit sei es wichtig, an gemeinsamen europäischen Zielen zu arbeiten und die EM sei ein derartiges Freundschaftsprojekt.

Das sagt der Kapitän von „Hochwürden & Co.“

Zum Abschluss des Tipp-Reigens fragte „Kirche bunt“ bei Franz Richter nach. Der Pfarrer von Krems-St. Veit ist Kapitän des diözesanen Teams „Hochwürden & Co.“ und baut den Sport gerne in der Pastoral ein. Die Sonntagsmesse am 9. Juni stand schon im Zeichen der EM, das Motto war: „Glaube und Sport verbindet“. Pfarrmitglieder wurden dazu interviewt, u. a. ein ehemaliger Handball-Profi. Der Tenor war: Sport sei eine Schule des Lebens, bei der man Tugenden kennenlernen könne. Pfarrer Richter sieht den Sport als integrative Kraft, in der man Toleranz, Zusammenhalt und Gemeinschaft lerne.