Papst über Sport: „Lieber saubere Niederlage als dreckiger Sieg“

Papst Franziskus hat in einem umfassenden Interview seine Gedanken zum Sport geschildert. Sport und Spiritualität hätten gemeinsame Themen – Passion, Methode, Anstrengung, Fantasie und Beharrlichkeit, sagte das Kirchenoberhaupt im Gespräch mit der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“ (Samstag). Harsch verurteilte der 84-Jährige Doping: Wer unerlaubt nachhelfe, mache seine Würde zunichte und begehe den Versuch, „Gott jenen Funken zu rauben, den er aufgrund seiner unerforschlichen Pläne manchen auf besondere und umfassendere Weise gegeben hat“. Mit Blick auf das beginnende Jahr wünschte er der Menschheit „lieber eine saubere Niederlage als einen dreckigen Sieg“.

Im Sport wie im Glauben reiche Talent allein nicht aus; eine Begabung müsse geformt und trainiert werden, sagte der Papst. „Jesus ist ein fordernder Trainer: Wenn du dein Talent vergräbst, gehörst du nicht mehr zu seiner Mannschaft.“ Teamgeist sei im Sport ebenso unverzichtbar wie im Christentum: „Niemand rettet sich allein“, so Franziskus. Athleten und Heilige teilten die Erfahrung von Opfergesinnung und Verzicht: „Askese ist ein bisschen wie in Grenzbereichen wohnen: Du kannst dadurch besser das Zentrum sehen und verstehen.“

Ambivalent bewertete der Papst das Siegen: Der Siegesgewohnte stehe unter der Versuchung, sich für unüberwindbar zu halten; „der Sieg kann manchmal arrogant machen“. Niederlagen verlangten hingegen Gewissenserforschung und Analyse. „Wer siegt, weiß nicht, was er verliert. Das ist nicht bloß ein Wortspiel. Fragen Sie die Armen“, sagte der Papst. Arme gäben zugleich ein Beispiel dafür, was es heiße, nicht aufzugeben. „Man stirbt nicht, wenn man geschlagen ist; man stirbt, wenn man aufgibt, wenn man aufhört zu kämpfen“, sagte Franziskus.

Das Herz in Ordnung zu halten, sei „das Geheimnis jeden Sieges, nicht nur des sportlichen“, sagte Franziskus. Er verwies auch auf das katholische Engagement im Jugendsport: Darin liege „eine der verständlichsten Grammatiken“, um zu Heranwachsenden zu sprechen. Weiter erinnerte er an die Exerzitien, die 30-tägigen geistlichen Übungen, die jeder Jesuit mehrmals im Leben absolviert. In solchen Übungen könne man „unerwartete Ressourcen in sich entdecken – um sie dann ins Spiel zu bringen“.

Den im Dezember verstorbenen argentinischen Fußballstar Diego Maradona beschrieb Franziskus, ebenfalls Argentinier, als „sehr zerbrechlichen Menschen“. „Auf dem Fußballfeld war er ein Poet“, sagte der Papst. Als Vorbild erinnerte er auch an die Radfahr-Legende Gino Bartali, der während des Zweiten Weltkriegs auf Trainingsfahrten gefälschte Dokumente für italienische Juden geschmuggelt hatte, um sie vor der Deportation in Konzentrationslager zu retten.

Um in seinem Papstamt nicht aufzugeben, bete er, sagte Franziskus. „Ich muss mir bewusst machen, dass ich in einer Mannschaft spiele, in der dem Kapitän das letzte Wort zusteht. Ich bete, um besser die Worte erfassen zu können, die Er mir sagen will, um sie dem Volk anzubieten.“ Außerdem behalte er seine Nähe zu den Armen: „Wenn es Abend wird, denke ich an all die Armen, die rings unter den Kolonnaden des Petersplatzes schlafen. Ihre Widerstandskraft ist meine Inspiration, ihre Gegenwart ist mein Schutz.“ In ihrer Verletzlichkeit zeige sich Gott. „Er gibt niemals auf, nicht einmal angesichts meiner Schwachheit.“

Quelle: Kathpress – Katholische Nachrichtenagentur