Kirchensportler würdigen Pionier der Olympia-Seelsorge

Vor genau 40 Jahren, am 20. September 1981, ist Österreichs erster „Olympia-Kaplan“ im Alter von nur 42 Jahren verstorben. Fritz Pechtl, der in Sarajewo zur Welt kam, kam nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges nach Wien, wo er zum Priester geweiht wurde und zuletzt in der Pfarre St. Anton im 10. Bezirk gewirkt hat. 1972 fühlte man kirchlicherseits beim Österreichischen Olympischen Komitee (ÖOC) vor, ob ein Seelsorger für die Sportlerinnen und Sportler erwünscht ist. „Das OÖC stimmte damals zu, weil es zwischen den großen Machtblöckken in Ost und West und dem Beginn eines gewissen Gigantismus im Spitzensport damals durchaus erwünscht war, eine geistliche Begleitung zu bekommen“, erinnert sich Pechtls Nachfolger, der in Amstetten wirkende Salesianerpater Bernhard Maier, der bis 2012 die Funktion innehatte und der wiederum vom Zisterzienserpater Johannes Chavanne abgelöst wurde. Pater Maier weiter: „Fritz Pechtl wäre gerne in seinem Geburtsort Sarajewo bei den Olympischen Spielen 1984 dabei gewesen, aber dazu kam es leider nicht mehr.“

Vier Mal betreute Pechtl die Athleten bei den Olympischen Spielen, berichtet Pater Maier. Der erste „Olympia-Kaplan“ hat auch in Wien Sport und Kirche verknüpft und vor allem unter Fußball begeisterten Jugendlichen als beliebter Seelsorger gewirkt. Pechtl war als Sportler und Priester sehr anerkannt, er hatte auch die A-Trainerlizenz, erinnert Pater Bernhard Maier. Aus seinen Kreisen gingen sogar Bundesliga-Spieler hervor.

Der Salesianerpriester P. Bernhard weiß um die große Bedeutung der Olympia-Seelsorge: „Höhepunkte sind immer die Gottesdienste.“ Wir sind ökumenisch orientiert und haben immer ein offenes Ohr, wenn jemand seine Freuden oder seine Trauer mitteilen will. Bei den Olympischen Spielen 2022 in China begehen wir das 50-Jahr-Jubiläum – ein großer Grund zur Freude.

Der jetzige Olympia-Seelsorger, Pater Johannes Paul Chavanne, würdigt Pechtl ebenfalls: „Fritz Pechtl war der Pionier der Seelsorge an Spitzensportlern bei Großereignissen. Wir gehen in seinen Spuren. Heute ist Seelsorger mindestens genau so wichtig. Gerade wo der Leistungsdruck und die Anspannung groß sind, braucht es Zeit für Glaube, Gebet und Kraft von Gott.“

Auch Sepp Eppensteiner vom Diözesansportgemeinschaft Österreich-Vorsitzteam verweist auf die „große Bedeutung der Olympia-Seelsorge“. Es sei eine Win-win-Situation: „Herausragende Priester wirken oft segensreich für die Athleten. Andererseits werden auch Kirche und Priester im Kreise der Sportler positiv und sympathisch wahrgenommen.“

Text: Wolfgang Zarl
Foto (Salesianer Don Boscos): Pater Bernhard Maier